Das Naturkundemuseum ist nicht nur ein verstaubter Ort für ausgestopfte Tiere und verregnete Nachmittage. Es ist auch Schauplatz von gewaltvollen humanwissenschaftlichen Studien und wirkmächtigen Kategorisierungen. Neben den Dinosauriern war und ist reichlich Platz für Studien über und am Menschen. Die Idee von Norm und Abweichung wird hier verhandelt, Körper vermessen, normale und „perverse“ Geschlechter erfunden, rassistische Modelle entwickelt. Naturkundemuseen entstanden zur Zeit des Kolonialismus und dokumentieren nicht nur Naturgeschichte, sondern auch Sammelwut und Schaulust. Diese bedient sich verschiedener Medien und bildgebender Verfahren, um den Bereich der „Natur“ und des „Anderen“ in Szene zu setzen. Techniken der Fotografie, Forschungsfilme und Abformungen von Körpern sind einige der Verfahren, in denen Wissenschaft, Praktiken der Ausgrenzung und die Produktion wirkmächtiger Bilder ineinander greifen. Wie wirken diese humanwissenschaftlichen Bilder weiter in Kunst und Dokumentarfilm? Ob und wie solche Bilder behandelt oder gezeigt werden können, ohne sie zu reproduzieren, stellen wir anhand von eigenen Filmauszügen zur Diskussion. Wir werden auf Kontinuitäten in der Forschung und im Museum eingehen, die zu Exotisierung und Normalisierung beitragen, und mögliche Reflexionen und Aneignungen in einer künstlerischen Auseinandersetzung vorschlagen.

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