“Words cast like nets to capture truths
fall back to decks empty and loose”  (Lara Holy)
Wissenschaftliche Paradigmen werden Realitäten in Dogmen und Gesetzen, das Bild und die Realität beeinflussen sich gegenseitig.
Die Machtverhältnisse und strukturelle Unterdrückung, die in unserer Gesellschaft existieren, mindern die Möglichkeiten unterdrückter Personen sprechen zu können. Selbst wenn diese Personen eine Gelegenheit zum Sprechen bekommen oder ergreifen ist es wahrscheinlich, dass ihre Nachrichten durch existierende wissenschaftliche Paradigmen als ‘Rauschen’ und nicht als ’Signal’ gedeutet werden. 
In der zweiten Welle des Feminismus stellten Feminist_innen of color und queere Feminist_innen die Idee der universellen ‘sisterhood’ als Basis für Solidarität in Frage. In diesen Kontexten verschiedener Interpretationen der Realität und intersektioneller Emanzipation entsteht Transfeminismus, der Transfeminist_innen eine Stimme als Teil der feministischen Revolution verleiht. Durch gemeinsame Arbeit in allen Bereichen des Feminismus wurde die Befreiung der Frauen weitergeführt und ausgeweitet.
Transfeminismus ist eine soziale Bewegung von und für trans Menschen, die überzeugt sind, dass ihre eigene Befreiung in direktem Zusammenhang mit der Befreiung aller Frauen, nicht-trans Frauen, trans Frauen, trans Männer, trans- maskuliner und trans-femininer nichtbinärer Personen, nichtbinärer genderqueerer, agender und inter Personen steht.  Transfeminismus fordert alle Menschen heraus sich mit der Internalisierung und Performance von hetero- und cis-patriarchalen Standards und deren Effekten auseinanderzusetzen, einschließlich der Projektionen die wir auf Basis unserer Interpretationen der Realität auf andere Menschen  vornehmen.   In diesen Vortrag werden wir den Einfluss postkolonialer und poststrukturaler Feministinnen wie Gayatri Spivak, Bell Hooks, Emi Koyama und vielen weiteren auf unsere Wahrnehmung von Realität, Feminismus und Aktivismus untersuchen. Aktivistische Kunst, Musik und Videos werden neben die akademische Geschichte des Transfeminismus gestellt. Der rohe Schmerz einer aktivistischen Persona stellt die Reliabilität der internalisierten, interpretativen Algorithmen, die uns zur Zumessung von Bedeutung beigebracht wurden in Frage.  (Diese Algorithmen stellen auch sicher, dass die dominanten Gruppen ihre Stimme, Macht und Privileg behalten)
In ihrer Kunst setzt sich die Künstlerin/Aktivistin Lara Holy kritisch mit Themen wie Transmisogynie, white supremacy, nicht-binärer Identität, postkolonialer feministischer Theorie und Kapitalismus auseinander. Unermüdlich entwirrt sie die Fäden eines gebrochenen Herzens und einer zersplitterten Identität. Radical vulnerability verbindet Phasen von Wut, Scham, Trauma und Empathie während die Künstlerin alleine vor ihrem Computer sitzend ihre innersten Gedanken und Erfahrungen durch ein Computertagebuch teilt. Durch das Spiel mit unseren inneren Wahrnehmungen von theoretisierenden/ intellektuellen Stimmen als Signal und aktivistischen/subalternen Stimmen als Rauschen, erkunden wir, wie wir neue Paradigmen des Verstehens und der Empathie schaffen können. 
Kategorien: Vorlesung